Stabsichtigkeit ist eine häufige Form der Fehlsichtigkeit. Was sich hinter Astigmatismus verbirgt, welche Ursachen zugrunde liegen und wie eine Behandlung aussehen kann, wird nachfolgend erklärt.

Was ist Stabsichtigkeit?

Stabsichtigkeit ist eine Fehlsichtigkeit, die in der Regel durch eine Hornhautverkrümmung verursacht wird. Ein Teil der Lichtstrahlen trifft sich weiter vorn, der andere Teil weiter hinten – und zwar nicht als Brennpunkt, sondern als jeweils senkrecht aufeinander stehende Brennlinie. Dadurch wird das Bild in der Ferne und Nähe unscharf, ein Punkt wird nicht als Punkt, sondern als verzerrte Linie gesehen. Durch ein ebenso ungleich gekrümmtes Brillenglas bzw. Kontaktlinsen kann dies kompensiert werden und ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen.

Was sind die Ursachen von Stabsichtigkeit?

Die dem Astigmatismus häufig zugrundeliegende Hornhautverkrümmung kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen. Mögliche Ursachen der Stabsichtigkeit sind dann zum Beispiel:

  • Erkrankungen der Augenlider wie schwere Entzündungen oder chronische Lidverdickungen
  • Erkrankungen der Hornhaut wie Entzündungen, Verletzungen oder Fremdkörper 

In seltenen Fällen kann die Fehlsichtigkeit auch durch die Augenlinse selbst oder eine unförmige Netzhaut verursacht werden. Letztere kann beispielsweise bei hoher Kurzsichtigkeit vorliegen. Die Hornhautverkrümmung kann mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit kombiniert sein.

Welche Formen von Stabsichtigkeit werden unterschieden?

In Deutschland beträgt die Häufigkeit eines Astigmatismus > 0,5 Dioptrien bei 35- bis 74-Jährigen 32,3%1. Man unterscheidet den häufigeren regulären Astigmatismus, bei dem die Brechungsebenen senkrecht aufeinander stehen, vom irregulären Astigmatismus. Hier ist die Hornhaut so ungleich gekrümmt, dass sich mehrere Brechebenen ergeben.

Welche Symptome verursacht Stabsichtigkeit?

Das wesentliche Merkmal von Stabsichtigkeit ist, dass Objekte sowohl in der Nähe als auch in der Ferne unscharf bzw. verschwommen erscheinen. Das Auge versucht automatisch, die Fehlsichtigkeit auszugleichen. In der Folge kann die Stabsichtigkeit Begleiterscheinungen, sogenannte asthenopische Beschwerden, auslösen. Dazu gehören Kopfschmerzen, rasche Ermüdung der Augen, Augenbrennen und vermehrter Tränenfluss sowie häufiges Blinzeln.

Wie wird Stabsichtigkeit diagnostiziert?

Die Diagnosestellung erfolgt durch Messung der Brechkraft des Auges mithilfe objektiver Messverfahren (Refraktometer, Skiaskopie), ggf. mit Pupillenerweiterung sowie subjektiver Nachkontrolle. Irregulärer, sprich unregelmäßiger Astigmatismus, lässt sich nicht durch eine einfache Brechkraftbestimmung am Refraktometer ausmessen. Hier hilft eine Hornhauttopographie weiter. Dabei handelt es sich um ein optisches Verfahren, welches die Krümmung der Hornhautvorder- und -rückfläche vermisst.

Wie wird Stabsichtigkeit behandelt?

Die Korrektur des regulären Astigmatismus erfolgt mit Brille oder Kontaktlinsen. Die Gläser bzw. Linsen sind hier als Zylindergläser bzw. -linsen (torische Linsen) ausgeformt und individuell an den Brechungsfehler angepasst. Irregulärer Astigmatismus wird meist mit formstabilen Kontaktlinsen behandelt. Werden Brille oder Kontaktlinsen nicht toleriert, kann der Astigmatismus durch Laserbehandlung der Hornhaut oder durch operativen Ersatz der natürlichen Linse korrigiert werden. Dadurch wird scharfes Sehen auch ohne Brille wieder möglich.

Was versteht man unter einem Keratokonus?

Eine besondere Form der Hornhautverkrümmung ist der Keratokonus. Hier kommt es zu einer mit den Jahren zunehmenden Ausdünnung und Verformung der Hornhaut. Dies hat zur Folge, dass das Sehen unscharf wird und die Brillenwerte sich in kurzen Abständen ändern. Bemerkt wird die Erkrankung meist im jungen Erwachsenenalter. In Deutschland sind ca. 40.000 Personen betroffen. Auch bei einem Keratokonus wird eine Hornhauttopographie angewandt. 

Die optische Korrektur bei Keratokonus erfolgt mit speziellen Kontaktlinsen. Bei zunehmender Verformung ist eine Behandlung mit einem Cross-Linking-Verfahren üblich, bei dem das Kollagen der Hornhaut mit Riboflavin und UVA-Strahlung vernetzt und damit stabilisiert wird. Bei fortgeschrittenen Befunden erweisen sich das Einsetzen von intracornealen Ringsegmenten (bogenförmige Kunststoffimplantate für die Hornhaut) oder eine Hornhautverpflanzung als mögliche Therapieoptionen.

Quellenliste

1  Wolfram C, Höhn R, Kottler U, Wild P, Blettner M, Bühren J, Pfeiffer N, Mirshahi A. Prevalence of refractive errors in the European adult population: the Gutenberg Health Study (GHS). Br J Ophthalmol. 2014 Jul;98(7):857-61. doi: 10.1136/bjophthalmol-2013-304228. PMID: 24515986, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24515986/ (Datum des Zugriffs: 27.02.2024)