Diabetiker müssen sich regelmäßig beim Augenarzt zur Untersuchung des Augenhintergrundes vorstellen. Warum?

Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen langfristig die Blutgefäße. Auch die feinen Blutgefäße am Auge. Wenn der Augenarzt Veränderungen sieht, ist diese Information wichtig für den Hausarzt oder Diabetologen, da die Veränderungen alle Gefäße des Körpers betreffen, ggf. wird der Diabetes anders eingestellt.

Auch für das Auge sind die Kontrollen wichtig. Die Gefäße verdicken sich einerseits mit Folge einer Minderdurchblutung der Netzhaut und werden auf der anderen Seite undichter, was zum Ausströmen von Flüssigkeit und sogar von Blut in die Netzhaut führt. Was passiert, wenn man nichts tut?

  1. Diabetische Retinopathie: die Netzhaut wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das Sehen wird schlechter. Nachtsehprobleme und Gesichtsfeldverluste treten auf. VEGF, ein Gefäßwachstumsfaktor, wird produziert. In der Netzhaut wuchern nun krankhafte Gefäßknäuel. Aus diesen kann es zu einer Einblutung in das Auge (Glaskörperblutung) mit plötzlichem Sehverlust kommen oder auch zu einer Verschwartung mit Ablösung der Netzhaut. Wachsen die Gefäßknäuel sogar schon im vorderen Bereich des Auges, wird der sogenannte Kammerwinkel des Auges zugewuchert, das Augeninnenwasser kann nicht mehr abfließen und es entsteht ein schmerzhafter Augeninnendruckanstieg. Im Endstadium kann es also zu einer schmerzhaften Erblindung kommen. Dies kann man verhindern.
  2. Diabetische Makulopathie: die undichten Gefäße führen zur Flüssigkeitsansammlung an der Makula (Makulaödem) und damit zur Sehverschlechterung.

Damit es nicht so weit kommt, sollten vordergründig die Blutzuckereinstellung und der Blutdruck überprüft und ggf. optimiert werden. Der Augenarzt empfiehlt in bestimmten Stadien der Erkrankung Zusatzdiagnostik wie die Fluoreszenzangiografie oder das OCT, welche Aufschluss über die Schwere der diabetischen Veränderungen und Behandlungsbedarf geben.

  1. Ist die Durchblutung der peripheren Netzhaut schlecht oder ist es bereits zum Wachstum von Gefäßknäulen gekommen, muss gelasert werden. Mit dem Laser werden in der ohnehin minderdurchbluteten, nicht funktionstüchtigen Netzhaut Narben produziert. Die VEGF-Produktion ist nicht mehr erforderlich und wird dadurch gedrosselt. Gefäßneubildungen werden so verhindert bzw. bestehende Gefäßknäuel können –wenn sie noch klein sind- zurückgehen. Beim Diabetiker sind über die Jahre mitunter mehrere Lasersitzungen erforderlich.
  2. Das diabetische Makulaödem wird mit wiederholten Injektionen ins Auge (IVOM) behandelt. Ziel ist es, die Flüssigkeit aus der Netzhaut zu verdrängen, um eine weitere chronische Verschlechterung zu verhindern. Wenn die Durchblutung der Makula noch intakt ist, kann sich die Sehschärfe durch die Behandlung wieder erholen. In manchen Fällen ist ergänzend eine Laserbehandlung in der Nähe der Makula sinnvoll, insbesondere wenn das Ödem die Netzhautmitte noch nicht erreicht hat.